Unerwünschter Nebeneffekt der deutschen Energiewende: Schrott-Strom überlastet das Netz

 

 In Deutschland wächst das Angebot an Solar- und Windenergie schneller als die Nachfrage, was zu einem massiven Überschuss an „Schrott-Strom“ führt. Netzbetreiber sehen sich zunehmend gezwungen, diese überschüssige Energie zu entsorgen und dabei noch Geld draufzuzahlen. FDP-Politiker Michael Kruse kritisiert diese Entwicklung scharf und bezeichnet sie als „Robert Habecks Erneuerbaren-Blindflug“.

Durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) sind Netzbetreiber verpflichtet, die überschüssige Energie aufzunehmen, zu bezahlen und am Strommarkt zu verkaufen. Oft gelingt dies nur durch das Bezahlen von „negativen Strompreisen“, was bedeutet, dass sie Geld drauflegen müssen, um den Strom loszuwerden. Im vergangenen Jahr wurden an 301 Stunden negative Strompreise registriert, und dieser Wert wurde bereits im Juli 2024 übertroffen.

Michael Kruse fordert eine grundlegende Reform des EEG. Seiner Meinung nach muss ein System geschaffen werden, das den Ausbau des Netzes und der Speicher vor den erneuerbaren Energien priorisiert. Er kritisiert, dass der derzeitige Kurs von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck dazu führt, dass überschüssiger Strom die Netze verstopft und zu anderen Zeiten dringend benötigte Kapazitäten blockiert.

Um der Überproduktion entgegenzuwirken, hat die Bundesregierung Maßnahmen ergriffen, wie die Einführung einer Regelung, nach der Anlagen mit mehr als 400 Kilowatt Leistung keine Vergütung mehr erhalten, wenn der Spotmarktpreis für Elektrizität länger als drei Stunden negativ ist. Diese Regelung betrifft jedoch nicht die vielen kleinen Solaranlagen und Balkonkraftwerke, die weiterhin unreguliert Strom ins Netz einspeisen.

Kruse fordert zudem, dass das System der EEG-Förderung abgeschafft wird. Stattdessen sollte sichergestellt werden, dass jederzeit ausreichend Strom zur Verfügung steht. Er betont die Notwendigkeit eines Marktes, der auf Wettbewerb basiert, um eine kostengünstige und sichere Stromversorgung zu gewährleisten.

Die Branche der erneuerbaren Energien sieht in den negativen Strompreisen einen Anreiz, in Speichertechnologien zu investieren. Doch die Speicherkapazitäten reichen bei weitem nicht aus, um den überschüssigen Strom zu speichern. Ende 2023 betrug die Speicherkapazität nur 12 Gigawattstunden, während die installierte Solarleistung 82 Gigawatt erreicht hat und im Jahr 2023 allein 62 Terawattstunden Elektrizität produzierte.

Wolfram Axthelm, Geschäftsführer des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE), sieht in den negativen Strompreisen eine Bedrohung für die wirtschaftliche Grundlage neuer und bestehender Anlagen und fordert stabile Rahmenbedingungen für die Investitionssicherheit. Die FDP hingegen verlangt eine schnelle Marktintegration der erneuerbaren Energien ohne Subventionen, um den internationalen Wettbewerb nicht zu verzerren und Fehlanreize zu vermeiden.

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) hat ein Diskussionspapier zum zukünftigen Strommarkt-Design vorgelegt, dessen Entscheidungen jedoch noch ausstehen. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) betont die Wichtigkeit sicherer Rahmenbedingungen, um den Ausbau der erneuerbaren Energien nicht zu gefährden.

Quelle: WELT