Warum unser Gehirn keine objektive Realität kennt

 

Unser Gehirn kennt keine objektive Realität, da unsere Wahrnehmung von
unseren individuellen Erfahrungen, Wünschen, Bedürfnissen und
Mangelzuständen beeinflusst wird. Farben sind ein Beispiel dafür, da sie
lediglich eine Illusion auf unserer Netzhaut sind und in Wirklichkeit
nur aus elektromagnetischen Wellen bestehen. Diese begrenzte Wahrnehmung
hat auch Auswirkungen auf unser Denken, Fühlen und Handeln. 

Zum
Beispiel kann unser Glücksgefühl dazu führen, dass wir andere Menschen
netter wahrnehmen und dementsprechend freundlicher reagieren, was
wiederum positive Reaktionen von ihnen hervorruft. Auf der anderen Seite
kann unsicher oder unterlegen zu fühlen dazu führen, dass wir in andere
Menschen Dominanz und Stärke projizieren und dementsprechend weniger
offen und unbefangen agieren. Dies kann zu einem kühlen oder
distanzierten Verhalten beim Gegenüber führen, was wiederum zu noch mehr
Unsicherheit führt.

Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass unsere Wahrnehmung begrenzt ist und dass es daher möglicherweise andere Sichtweisen gibt. Aufgrund dieser begrenzten Wahrnehmung neigen wir dazu, die Welt um uns herum auf unsere eigene Art und Weise zu interpretieren und zu verstehen. Wir bilden uns Meinungen und Urteile, die oft auf unseren individuellen Erfahrungen, Wertevorstellungen und Vorurteilen beruhen.

Dies kann dazu führen, dass wir uns in bestimmten Situationen in unserer Sichtweise sicher sind und andere Meinungen oder Perspektiven ablehnen. Diese Einstellung kann jedoch auch dazu führen, dass wir uns in unserer Meinung bestärkt fühlen und andere Menschen, die anderer Meinung sind, als falsch oder unwissend abstempeln. Es ist daher wichtig, offen für andere Perspektiven zu sein und bereit zu sein, unsere eigenen Ansichten zu hinterfragen und zu überdenken.

Eine begrenzte Wahrnehmung kann auch dazu führen, dass wir bestimmte Details in unserer Umgebung übersehen oder nicht wahrnehmen. Wir neigen dazu, uns auf bestimmte Informationen oder Ereignisse zu konzentrieren und andere zu ignorieren. Dies kann dazu führen, dass wir ein einseitiges Bild von der Welt um uns herum haben und nicht in der Lage sind, die Komplexität und Vielfalt der Realität zu erfassen.

Wir sollten daher bewusst versuchen, unsere Wahrnehmung zu erweitern und andere Perspektiven einzunehmen. Dies kann durch das Lernen über andere Kulturen, das Hören von anderen Meinungen und das Auseinandersetzen mit neuen Ideen erreicht werden. Auf diese Weise können wir lernen, unsere begrenzte Wahrnehmung zu überwinden und ein breiteres Verständnis der Welt um uns herum zu erlangen.

Jeder von uns neigt dazu, seine Wahrnehmung zu verzerren oder
Projektionen auf andere Menschen zu übertragen. Dies kann dazu führen,
dass wir Schwierigkeiten haben, konstruktive Gespräche mit Menschen zu
führen, die sich als besonders objektiv und daher unfehlbar einschätzen
und keine Bereitschaft zeigen, ihre Perspektive zu reflektieren. In
solchen Fällen kann es notwendig sein, den Kontakt abzubrechen oder sich
innerlich abzugrenzen. Wir können auch selbst „Täter“ sein, indem wir
anderen Unrecht tun, obwohl wir glauben, viele Aspekte eines Themas zu
berücksichtigen. Dies kann passieren, wenn wir uns ausschließlich mit
Meinungen aus unserer Filterblase beschäftigen und nur Bestätigungen für
unsere eigenen Ansichten suchen. 

Um die Beziehungen zu anderen zu
verbessern, ist es wichtig, bei unserer Wahrnehmung, insbesondere
unserer Selbstwahrnehmung, anzusetzen. Durch die Reflektion unserer
Prägungen, Unsicherheiten und Vorannahmen und den bewussten
Perspektivwechsel können wir unsere Sicht auf die Welt verändern und
eine gemeinsame Basis finden.