Meinung.
Die Kirchen in Deutschland haben sich von ihren eigentlichen Wurzeln entfernt. Statt als Hüter des Glaubens und der Seelsorge zu agieren, inszenieren sie sich als moralische Instanz eines grünen, linksidealistischen Zeitgeistes. Dabei rückt das, was eigentlich ihr Auftrag sein sollte, immer weiter in den Hintergrund: der christliche Glaube und die spirituelle Begleitung ihrer Gläubigen. Wer sich heutzutage mit den offiziellen Verlautbarungen der evangelischen und katholischen Kirche beschäftigt, findet nicht mehr Theologie und Bibel, sondern politische Agitation für Migration, Klimaschutz und LGBTQ+-Themen.
Die Kirche als verlängerter Arm der Politik
Wenn die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die Deutsche Bischofskonferenz politische Debatten dominieren und etwa eine migrationskritische Haltung mit moralischer Entrüstung geißeln, wird die eigentliche Trennung von Kirche und Staat ad absurdum geführt. Dabei zeigt sich, dass die Kirchen sich zunehmend als Sprachrohr linksprogressiver Parteien verstehen.
Nicht nur gläubige Christen, sondern auch kirchenkritische Stimmen stellen sich zunehmend die Frage, warum ein solches Konstrukt weiterhin durch eine Kirchensteuer finanziert werden soll. Die Kritik am politischen Aktivismus der Kirchen ist keine Marginalie mehr. Viele Gläubige distanzieren sich bereits – sowohl innerlich als auch finanziell. Die Austrittszahlen sprechen eine deutliche Sprache.
Kirchensteuer – ein Relikt vergangener Zeiten
Die Kirchensteuer ist eine Altlast des 19. Jahrhunderts, die heute nicht mehr in eine moderne, pluralistische Gesellschaft passt. Ursprünglich eingeführt, um kirchliche Institutionen nach Enteignungen zu entschädigen, ist sie längst zu einem Mechanismus geworden, der Kirchen privilegiert und sie von der realen Verantwortung unabhängiger Finanzierung entbindet.
Während evangelische Freikirchen oder andere Religionsgemeinschaften auf freiwillige Spenden setzen, erhalten die großen Amtskirchen weiterhin finanzielle Mittel direkt durch den Staat – auch von Mitgliedern, die sich mit der politischen Agenda der Kirchen gar nicht mehr identifizieren. Das ist nicht nur ungerecht, sondern auch eine Verzerrung des Wettbewerbs religiöser Angebote.
Ein neuer Weg: Glauben ohne Staatsgeld
Die Loslösung der Kirchen von staatlicher Finanzierung würde sie zu mehr Verantwortung und Authentizität zwingen. Sie müssten sich um ihre Mitglieder bemühen, anstatt sich bequem durch Steuermittel abzusichern. In den USA oder in vielen anderen Ländern ist es längst normal, dass sich Glaubensgemeinschaften durch Spenden und Mitgliedsbeiträge finanzieren. Ein solcher Schritt würde auch in Deutschland eine klarere Trennung zwischen Religion und Politik ermöglichen.
Glaube ist Privatsache, und wer an eine Kirche glaubt, sollte freiwillig entscheiden dürfen, ob er sie finanziell unterstützt. Die Zeiten, in denen Kirchen ihre politischen Kampagnen durch zwangsweise erhobene Gelder von Steuerzahlern finanzieren, müssen enden. Die Abschaffung der Kirchensteuer wäre ein wichtiger Schritt in Richtung einer echten Trennung von Kirche und Staat – und einer Rückkehr der Kirchen zu ihrem eigentlichen Auftrag: dem Glauben.
Quelle: WELT